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Die HOHE TATRA / Magas-Tátra / Vysoké Tatry ist der nördlichste und höchste Teil der Karpaten, ein alpines Gebirge von 260 qkm Größe mit 26 km langem Hauptkamm. Im Westen wird sie von der Liptauer Tatra / Liptovské Tatry durch das Ticha-Tal / Tichá dolina und den Liliensattel / Liliowe-hágó / L'aliove sedlo (1947 m) und im Nordosten von der Belaer Tatra / Belianske Tatry durch das Tal Zadné Meïodoly und den Kopapaß / Kopské sedlo (1749 m) getrennt. Der Bogen des Hauptkammes verläuft etwa ost-westlich und wölbt sich nach Süden vor. Von ihm zweigen abwechselnd, strahlenförmig Seitenkämme nach Norden und Süden ab. Der durch tief einschneidende Täler gegliederte, plötzlich aufragende gewaltige Gebirgsstock bietet besonders von Süden, vom Zipser Becken / Popradská kotlina aus einen großartigen Anblick. Im Norden ist der Übergang in die Ebene stärker stufenartig. Von den Gipfeln sind sieben über 2600 m hoch, der höchste ist die Gerlsdorfer Spitze / Gerlachovský štít (2663 m bzw. nach neuerer Angabe 2655 m über dem Ostsee-Niveau). Seit 1896 hieß sie Franz-Joseph-Spitze, 1949 - 1962 Stalin-Spitze.

Die Hauptmasse der Hohen Tatra besteht aus im Tertiär aufgefaltetem Granit bzw. aus diesem gebildetem Milonit, daneben aus kristallinem Schiefer und Gneis. Die Schichten von Sedimentgesteinen sind großenteils verwittert. Ihre Überreste finden sich im polnischen Teil, d.h. in der Polnischen Tatra, sowie in der Liptauer Tatra. Die Belaer Tatra besteht aus Kalkstein. Erinnerungen an die Quartär-Eiszeiten sind die U-förmigen Täler und die eingeschnittenen oder von Moränen abgesperrten Seen. Die Hohe Tatra ist sehr reich an Seen; der größte ist der Fischsee / Morskie Oko (34,5 Hektar), der tiefste ist der Große See Wielki Staw (79,3 m) und der höchstliegende der Blau-See / Modré pliesko (2157 m). Aus Schnee und Firn entstehen heute in der Tatra keine Gletscher mehr.

Die Pflanzenwelt entspricht der den Hochgebirgszonen: Mischwälder, dann Nadelwälder, dann im subalpinen Gürtel Zwergkiefern und Zwergwacholder und schließlich die alpinen Almen. Auf den Kalkböden ist die Flora abwechslungsreicher als auf den aus Granit gebildeten sauren Böden. In der Tatra existieren mehr als 3000 Arten: Bei Moosen, Farnen und Blütenpflanzen ist eine ganze Reihe von Arten nur hier zu finden. Unter den Tieren der Hochgebirge sind Gemse und Murmeltier die typischsten.

Die Hochgebirge und Täler durchstreiften Jäger, Hirten, Holzfäller und Köhler, später dann Reisende, Forscher und auch Ausflügler. Die ersten Aufzeichnungen von Gipfelbesteigungen in der Tatra sind aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Die Kurorte am Fuß der Tatra wurden seit Beginn des 19. Jahrhunderts ausgebaut. Die Erforschung der Tatra und der Touristenverkehr erhielten Aufschwung durch den Bau der Kaschau-Oderberger Eisenbahn (1870-1871) sowie die Gründung und Tätigkeit des Magyarországi Kárpát Egyesület (Ungarischer Karpatenverein, 1873) und des Polskie Towarzystwo Tatrzañskie (Polnischer Tatra-Verein, 1874). Als Ender dieses Gebiet bereiste, gehörte die Hohe Tatra zu den Komitaten Szepes und Liptó in Ungarn sowie zum Gebiet Galiziens, heute zur Slowakei und zu Polen, deren zwei Nationalparks, Tatranský Národný park (TANAP) und Tatrzañsky Park Narodowy (TPN), die die natürlichen und menschlichen Werte dieser Landschaft bewahren und schützen und zu unserem Gemeingut machen.

Literatur: Adamec, Komarnicki, Šimko