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KÄSMARK / Késmárk / Kežmarok ist eine Zipser Stadt am Popper. Schon in der Arpadenzeit war es eine privilegierte Stadt, die erste Urkunde erhielt es von Béla IV. Unter Ludwig I. (dem Großen) wurde es königliche Freistadt. In der Sigismund-Zeit wurde die Stadt mit Bastionen und Mauern befestigt. Von König Matthias erhielt Käsmark ein Wappen und zugleich auch das Jus gladii, das Scharfrichterrecht. Nach kriegerischen Jahrhunderten genoß die Stadt im 18.-19. Jahrhundert Jahrzehnte des friedlichen Aufbaus. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war Käsmark auch eine berühmte Schulstadt. Ihr evangelisches Gymnasium wurde 1530 gegründet, auf Anregung des damaligen Käsmarker Pfarrers György Leudeschit. Unter den ersten Rektoren befanden sich János Sommer und Lénárd Stöckel, die Luthers und Melanchthons Schüler gewesen waren. Das Käsmarker evangelische Lyzeum organisierte man entsprechend der Melanchthonschen Pädagogik: Außer Theologie, Latein und Griechisch lehrte man auch Rhetorik und Mathematik. Im 17. Jahrhundert bildete man auch schon Pfarrer aus. Ein berühmter Lehrer und Rektor in jenem Jahrhundert war Dávid Fröhlich, der nicht nur einer der größten Mathematiker der Zeit war, sondern auch als erster Entdecker der Tatra gilt. Schüler des Lyzeums waren der ungarische Spracherneuerer Ferenc Kazinczy und der große Dichter der Slowaken Pavol Országh-Hviezdoslav. In Käsmark wurde der Historiker und Universitätsprofessor Márton Schwartner (1759-1823) geboren, der nach Abschluß der Universität dort auch kurzzeitig gelehrt hat.

Die bedeutendste Kirche von Käsmark ist die Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz. Sie wurde als spätromanische Kirche im 13. Jahrhundert erbaut und zwischen 1444 und 1498 gotisch umgebaut. Den Umbau unterstützte auch Imre Szapolyai, weshalb sich über dem Südwesteingang der Kirche mit dem Wappen der Stadt zusammen auch das Szapolyai-Wappen befindet. Der Hauptaltar entstand um 1500, sein Kruzifix mit der knieenden Maria Magdalena stammt vermutlich aus der Werkstatt des Veit Stoss. Das Altarbild wurde in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts gemalt. Zur Reformationszeit trat die ganze Stadt zum neuen Glauben über, und zwischen 1531 und 1673 war die Kirche zum Heiligen Kreuz protestantisch. Neben der Kirche steht der Glockenturm, der das Wahrzeichen jeder Zipser Stadt ist. Der Käsmarker ist der schönste von ihnen; er wurde 1591 im Renaissancestil erbaut. Die Käsmarker evangelische Holzkirche entstand an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Anfang der 1850er Jahre lebten 4400 mehrheitlich deutschsprachige Einwohner in der Stadt. Große Bedeutung hatte ihr Handel, vor allem mit Leinen und Hegyaljaer Weinen. Ihre Wochenmärkte waren die größten in der ganzen Zips. Zu jener Zeit gab es nur zwei Fabriken in Käsmark: eine Lederfabrik und eine Brauerei.

Literatur: Banczik, Dénes Ferenc, Késmárk, Marosi, Myskovszky 1870, Szepesi, Szombathy 1979, Szontagh 1888, Zombory 1859

DIE ZIPS / Szepesség / Spiš ist eine Landschaft im historischen Ungarn, ein Becken im südöstlichen Vorraum der Hohen Tatra. Im 11. Jahrhundert war sie noch waldbedeckt und zum größten Teil unbewohnt. Die ersten Siedler waren Ungarn, die sich an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert aus den Komitaten Gömör und Torna hier ansiedelten. Ihnen folgten deutsche Einwanderer, die in zwei Wellen in die Zips kamen. Die erste Besiedelung fand in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts statt, als innere Migration aus dem Gebiet Abaúj. Die zweite, größere Einwanderung geschah nach dem Mongolensturm. Auch wenn die Einwanderer aus verschiedensten Gegenden des deutschen Sprachraumes kamen, waren sie mehrheitlich mit Sicherheit Sachsen, denn in der Zips setzte sich das sächsische Recht durch. Später erhöhte sich die Bevölkerung durch ständige slawische Einwanderungen.

Die Wurzeln der Autonomie der Zipser Sachsen reichen ins 12. Jahrhundert zurück; ihre Privilegien wurden erstmals im Freibrief Stephans V. von 1271 zusammengefaßt. König Karl Robert ergänzte ihre Privilegien im Jahre 1317. Die Zipser Sachsen schufen sich eine starke politische Organisation, der ein Landgraf vorstand. Ihn nannte man später den Grafen der 24 Zipser Städte. Das Zipser Recht, zusammengefaßt unter dem Namen Zipser Willkür, erstreckte sich auch auf die Dörfer, die zu den Städten gehörten.

Einen Wendepunkt in der Geschichte der Zips bedeutete das Jahr 1412, als König Sigismund 13 Zipser Städte an Polen verpfändete. Die übriggebliebenen 9 Städte verloren dadurch viel an Bedeutung. Zwar wurden Leutschau und Käsmark zu königlichen Freistädten erhoben, aber mehrere frühere Städte sanken zu Leibeigenengemeinden herab. Die verpfändeten 13 Städte kamen 1772 bei der ersten Teilung Polens wieder an Ungarn. 1778 organisierten sich die inzwischen auf 16 erweiterten Zipser Städte als Bezirk der 16 Zipser Städte zu einem selbständigen Munizipium mit dem Zentrum Zipser Neudorf. Die Selbstverwaltungen im Gebiet Zips wurden durch Gesetz XXXIII des Jahres 1876 vereinigt und mit dem Komitat Szepes verschmolzen.

Literatur: Kristó, Szepesi